Samstag, 20. Oktober 2012

Zahme Kamele und wilde Pferde

Mit meiner Isomatte als Verstärkung der weichen Matratze habe ich ganz gut geschlafen. Das Hotelzimmer war mal wieder überhitzt und gegen Mendes Schnarchen haben die Ohrenstöpsel wunderbar geholfen.
Heute müssen wir auf einer neuen Asphaltstraße sogar Gebühren zahlen - 500 MNT (ca. 30 Ct). Wir besuchen noch ein Museum ca. 30 km nördlich von Kharakhorum; dort wurden Steinmonumente und Figuren ausgegraben, die von türkischen Zeiten im 6.-9. Jahrhundert zeugen. Wir sind schon vor 10 Uhr morgens da uns ansonsten ist weit und breit kein Besucher zu sehen - daher wird extra für mich geöffnet. Um anschließend wieder nach Osten Richtung UB weiterzukommen müssen wir allerdings erst wieder bis zur Stadt zurückfahren. Ab jetzt ist die Strecke meist asphaltiert Wenn ich ihn richtig verstanden habe, will Mende in der nächsten Ortschaft schon übernachten? Aber dann fährt er doch von der Hauptstraße ab und weit in die Wüste hinein zu einem Bergzug. Wir fahren zu einem Koster in den Bergen - riesige Felsbrocken liegen dort herum. Und es gibt wieder ein paar Bäume!


Halt - stopp - vorher sehen wir am Straßenrand noch ein Kamel auf Touristen warten. Jetzt darf ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Kamel reiten - für 5000 MNT (ca. 4€) geht es ca. 1/2 Stunde lang im Schritt durch Sanddünen und Dornenbüsche. Ein ca. 12-jähriger Junge, David, reitet auf dem Pony voraus und führt das Kamel am Strick. Es fühlt sich an, wie Reiten auf einem Pferd, allerdings ist man zwischen den beiden Höckern besonders gut aufgehoben. Außer einem kalten Wind schnee-regnet es noch und so bin ich bald naß und kalt.

Am Nachmittag kommen wir bei Freunden von Mende an - da stehen 2 Gers und es gibt eine Menge Leben! Bestimmt 5 Motorräder, 7-8 Männer, 5 oder 6 Frauen und mindestens 6 Kinder zwischen 1 und 12 Jahren wuseln herum. Zwei von den größeren Mädchen gehen reiten, aber das Pony mag nicht richtig, bockt heftig und wirft seine Reiterin ab. Sie hat sich wohl schon ein wenig weh getan, weint aber nicht. Der Papa nimmt sich das Pferdchen vor und jagt einmal mit ihm über die Steppe - dann ist es wieder brav und die jüngeren Mädchen reiten stundenlang. Dabei üben sie auch "Pferde treiben". Wir werden in das größte Zelt eingeladen. Es gibt Stutenmilch, die leicht bitzelt und ein wenig wie herber Most oder Federweißer schmeckt. Außerdem gibt es mongolischen Wodka, der aus Yak-Joghurt gebrannt wird, aber wie Wasser schmeckt. Er fühlt sich nicht sehr stark an. Im Laufe des Nachmittags hat sich irgendwann ein gut vermummtes Baby unter einem Stapel Decken gemeldet. Bis dahin war von ihm nichts zu sehen. Ebenso wie von dem Lämmchen, das irgendwann unter einem Bett angefangen hat zu blöken. Die beiden Jüngsten haben es dann am Bein unter dem Bett herausgezogen und mit ihm gespielt, so lange bis alle vor die Tür gesetzt wurden.

Ab und zu gibt es etwas Tumult - ein wildes Pferdchen soll eingefangen werden. Sieht so aus, als ob das den Männern einen riesigen Spaß bereitet. Zwei von Ihnen legen sich mit Schlingen an 6 m langen Stangen auf die Lauer, während ein dritter das Pferd mit dem Moped versucht zwischen den beiden anderen durchzutreiben. Mit viel Geschrei und Gescheuche gelingt das nach einiger Zeit schließlich - mit einer Schlinge um den Hals kommt es nun nicht mehr weit. Mit der anderen Stange wird ihm aus der Entfernung ein Halfter angelegt, der Herr des Hauses nähert sich langsam, beruhigt das Pferd, schließt das Halfter und bindet das Tier zu guter Letzt bei den anderen Ponies an. Das 3-jährige Töchterchen hat anscheinend einen Bären an mir gefressen, läuft mir immer nach und will unentwegt mit mir spielen. Der kleine Junge (ca. 1 1/2) hat beim Pferdefangen gut aufgepasst. Er spielt so lange mit einer selbstgebastelten Peitsche, bis ihm sein Papa daraus eine Schlinge macht und ihm zeigt, wie er damit etwas fangen kann - Füße von Papa oder Mama, Köpfe seiner großen Schwestern, Hände … oder den Hund (der das aber anscheinend nicht besonders mag). Es ist schon lustig, wie der Kleine mitten in der Steppe auf die Nase fällt und sich wieder aufrappelt. Im Laufe des Nachmittags hatte ich noch Kartoffelsalat (!) bekommen und am Abend gibt es wieder die leckeren Teigtaschen.