Montag, 22. Oktober 2012

Vorbei...

...ist es mit dem Urlaub. Jetzt wird gearbeitet und Kongress besucht! Solange ich auf Tour war, ging es mir blendend. Aber gestern abend waren wir zu einem schönen Abendessen im Nobelhotel eingeladen - und prompt hab ich mir was eingefangen. Durchfall und Fieber, bin kaum in der Lage, am Kongress teilzunehmen.
Aber die Erinnerung an das schöne Land wird bleiben!

Sonntag, 21. Oktober 2012

Zurück nach UB

Eigentlich gibt es heute nichts mehr zu erzählen - wir müssen gegen Mittag in Ulan Bator sein, denn am Nachmittag bin ich mit Stefan und anderen Kongressteilnehmern verabredet. Wir bekommen ein kleines Kulturprogramm - eine Führung durch das Naturkundemuseum - mit Sektempfang unterm Saurierskelett verabreicht.
Die Fahrt am Vormittag verläuft fade auf Asphaltstraßen. Es ist oft sehr neblich, manchmal ist die Strße glatt, es hat Schnee. Und prompt gibt es Unfälle. 2 oder 3 sehene wir - sieht ziemlich schlimm aus, aber anscheinend sind Menschen nicht verletzt worden. Mende sagt, die Nomaden könnten halt noch nicht so gut Auto fahren - mit höherer Geschwindigkeit auf guten Straßen; im Verkehr...

Samstag, 20. Oktober 2012

Zahme Kamele und wilde Pferde

Mit meiner Isomatte als Verstärkung der weichen Matratze habe ich ganz gut geschlafen. Das Hotelzimmer war mal wieder überhitzt und gegen Mendes Schnarchen haben die Ohrenstöpsel wunderbar geholfen.
Heute müssen wir auf einer neuen Asphaltstraße sogar Gebühren zahlen - 500 MNT (ca. 30 Ct). Wir besuchen noch ein Museum ca. 30 km nördlich von Kharakhorum; dort wurden Steinmonumente und Figuren ausgegraben, die von türkischen Zeiten im 6.-9. Jahrhundert zeugen. Wir sind schon vor 10 Uhr morgens da uns ansonsten ist weit und breit kein Besucher zu sehen - daher wird extra für mich geöffnet. Um anschließend wieder nach Osten Richtung UB weiterzukommen müssen wir allerdings erst wieder bis zur Stadt zurückfahren. Ab jetzt ist die Strecke meist asphaltiert Wenn ich ihn richtig verstanden habe, will Mende in der nächsten Ortschaft schon übernachten? Aber dann fährt er doch von der Hauptstraße ab und weit in die Wüste hinein zu einem Bergzug. Wir fahren zu einem Koster in den Bergen - riesige Felsbrocken liegen dort herum. Und es gibt wieder ein paar Bäume!


Halt - stopp - vorher sehen wir am Straßenrand noch ein Kamel auf Touristen warten. Jetzt darf ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Kamel reiten - für 5000 MNT (ca. 4€) geht es ca. 1/2 Stunde lang im Schritt durch Sanddünen und Dornenbüsche. Ein ca. 12-jähriger Junge, David, reitet auf dem Pony voraus und führt das Kamel am Strick. Es fühlt sich an, wie Reiten auf einem Pferd, allerdings ist man zwischen den beiden Höckern besonders gut aufgehoben. Außer einem kalten Wind schnee-regnet es noch und so bin ich bald naß und kalt.

Am Nachmittag kommen wir bei Freunden von Mende an - da stehen 2 Gers und es gibt eine Menge Leben! Bestimmt 5 Motorräder, 7-8 Männer, 5 oder 6 Frauen und mindestens 6 Kinder zwischen 1 und 12 Jahren wuseln herum. Zwei von den größeren Mädchen gehen reiten, aber das Pony mag nicht richtig, bockt heftig und wirft seine Reiterin ab. Sie hat sich wohl schon ein wenig weh getan, weint aber nicht. Der Papa nimmt sich das Pferdchen vor und jagt einmal mit ihm über die Steppe - dann ist es wieder brav und die jüngeren Mädchen reiten stundenlang. Dabei üben sie auch "Pferde treiben". Wir werden in das größte Zelt eingeladen. Es gibt Stutenmilch, die leicht bitzelt und ein wenig wie herber Most oder Federweißer schmeckt. Außerdem gibt es mongolischen Wodka, der aus Yak-Joghurt gebrannt wird, aber wie Wasser schmeckt. Er fühlt sich nicht sehr stark an. Im Laufe des Nachmittags hat sich irgendwann ein gut vermummtes Baby unter einem Stapel Decken gemeldet. Bis dahin war von ihm nichts zu sehen. Ebenso wie von dem Lämmchen, das irgendwann unter einem Bett angefangen hat zu blöken. Die beiden Jüngsten haben es dann am Bein unter dem Bett herausgezogen und mit ihm gespielt, so lange bis alle vor die Tür gesetzt wurden.

Ab und zu gibt es etwas Tumult - ein wildes Pferdchen soll eingefangen werden. Sieht so aus, als ob das den Männern einen riesigen Spaß bereitet. Zwei von Ihnen legen sich mit Schlingen an 6 m langen Stangen auf die Lauer, während ein dritter das Pferd mit dem Moped versucht zwischen den beiden anderen durchzutreiben. Mit viel Geschrei und Gescheuche gelingt das nach einiger Zeit schließlich - mit einer Schlinge um den Hals kommt es nun nicht mehr weit. Mit der anderen Stange wird ihm aus der Entfernung ein Halfter angelegt, der Herr des Hauses nähert sich langsam, beruhigt das Pferd, schließt das Halfter und bindet das Tier zu guter Letzt bei den anderen Ponies an. Das 3-jährige Töchterchen hat anscheinend einen Bären an mir gefressen, läuft mir immer nach und will unentwegt mit mir spielen. Der kleine Junge (ca. 1 1/2) hat beim Pferdefangen gut aufgepasst. Er spielt so lange mit einer selbstgebastelten Peitsche, bis ihm sein Papa daraus eine Schlinge macht und ihm zeigt, wie er damit etwas fangen kann - Füße von Papa oder Mama, Köpfe seiner großen Schwestern, Hände … oder den Hund (der das aber anscheinend nicht besonders mag). Es ist schon lustig, wie der Kleine mitten in der Steppe auf die Nase fällt und sich wieder aufrappelt. Im Laufe des Nachmittags hatte ich noch Kartoffelsalat (!) bekommen und am Abend gibt es wieder die leckeren Teigtaschen.

Freitag, 19. Oktober 2012

Stressiger Nomaden-Alltag

Heute ist es nicht so schrecklich kalt, dafür aber bewölkt, sehr diesig und teilweise schneit es auch wieder. Als wir uns von unseren Gastgebern verabschieden, wird uns eine Kelle Milch hinterhergeworfen - eine schöne Tradition!
Mende fährt komplett abseits von irgendwelchen Straßen. Irgendwann scheint etwas zu klappern - ich bemerke es nicht, aber Mende kennt sein Auto sehr gut. An mehreren Jurten versucht er, ein Ersatzteil zu bekommen - eine bestimmte große Schraube muss es sein. Schließlich wird er an der vierten oder fünften Station fündig, jemand kramt eine riesige Schraube hervor. Versehen mit vielen Unterlegscheiben und ein paar Schraubenschlüsseln kriecht Mende unter die Hinterachse - beobachtet von 3 Männern und einem kleinen Jungen. Die Reparatur ist rasch durchgeführt und die kleine Versammlung löst sich wieder auf.





Als ich mir in der Zwischenzeit ein wenig die Pferde anschauen wollte, wurde ich von allen gewarnt. Übrigens warnt mich Mende vor allen Tieren, egal ob Pferd, Kamel oder Hund - besonders vor Hunden hat Mende anscheinend gehörigen Respekt! Ich nähere mich den Tieren vorsichtig und ruhig und laß den Hunden Zeit, mich zu beschnuppern. Die Mongolen sind allerdings nicht sehr freundlich zu ihren Haustieren. Die Hunde werden ziemlich schlecht behandelt, angeschrien, mit Stöcken beworfen und mit Tritten malträtiert.
Der Weg ist heute echt schlimm: viele große Löcher, über große Strecken hinweg sehr scharfe Steine, häufige vereiste Wasserdurchfahrten und die Krönung ist eine Gebirgsüberquerung bei Schnee und Eis. Im Schritttempo meistert Mende die Route, das Auto hängt extrem schief am Hang, rutscht manchmal weg, die Fahrspuren sind immens tief. Später am Nachmittag fällt das ABS aus - vermutlich ein Wassereinbruch an Sensor oder Kabel - Mende muss so weiterfahren.

Ich wollte unbedingt nach Zenker - dort gibt es heiße Quellen. Aber das Camp ist wieder mal geschlossen, die Saison ist vorbei. Allerdings kann man trotzdem das Areal besuchen, ich steige über einen Holzzaun und marschiere bis zu den Quellen. Es ist eine ein einem kleinen Betonbecken gesammelte Quelle, die über ein Rohr bzw. in einem Bächlein weitergeleitet wird. Abgesehen vom üblichen Schwefelgestank ist das Wasser viel zu heiß zum Baden - ich schätze, es hat ca. 50 Grad.
Außerdem steht heute noch Kharakhorum auf dem Programm - die alte Hauptstadt des Mongolenreiches. Am Stadtrand finde wir das Kloster, es ist sehr groß und weitläufig - für jeden erdenklichen Zweck gibt es einen anderen Buddah; und das schon seit 300 bis 500 Jahren. Früher haben in diesem Kloster etwas 300 Lamas gewohnt und man kann die Kessel noch sehen, in denen ihr Essen gekocht wurde. 2 riesige Kessel stehen auf dem Gelände, etwa 70 cm hoch und im Durchmesser etwas 170 cm!
Für die Nacht dient diesmal ein preiswertes Hotel, in dem wir ein Doppelzimmer nehmen.

Ach übrigens - ich beschreib Euch mal so einen wahnsinnig stressigen Nomadentag:
aufstehen ist bei Sonnenaufgang, zur Zeit also ca. um 7.30 Uhr. Allerdings steht die Frau zuerst auf und macht Feuer. Wenn es warm ist, steht der Rest der Familie auf. Dann ist Frühstück angesagt - Tee aus mehreren Litern Milch, einer Prise Teeblättchen, 2 Löffeln Salz und ein wenig Wasser. Danach, um ca. 9 Uhr werden die Yaks gemolken - bei Sonnenuntergang werden sie nach einem langen Weidetag wieder zusammengetrieben, um die Kälbchen von ihren Müttern zu trennen. Die 12 Stunden dazwischen muss man sich mühsam vertreiben mit
                  • Milch versorgen und Joghurt machen
                  • Tee kochen
                  • essen 
                  • Nachbarin empfangen
                  • Holz holen (sammeln, hacken, reinbringen) 
                  • rauchen 
                  • ratschen
                  • aufstehen und rausgehen 
                  • eine Runde Moped fahren
                  • Mittagschläfchen halten
                  • ratschen 
                  • essen, rauchen 
                  • …. 
Ach übrigens , die sogenannten Murmeltiere in der Geierschlucht waren wohl doch einfach nur große Mäuse - hier gibt es nämlich echte Murmeltiere (mit Schwanz). An Viechern habe ich heute einen flüchtenden Fuchs, eine der wenigen Katzen bei einem Ger und auf einem zugefrorenen See 2 Schwäne gesehen.

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Heute mal zu Fuß

Wir schlafen zu dritt im Ger - die befreundete Köchin ist mitgekommen. Abends wird noch ein wenig fernsehgeschaut und dann schlafe ich ziemlich gut. Die Betten sind wieder sehr hart und gegen Morgen schmerzen die Knochen. Bei Sonnenaufgang wird es schlagartig saukalt, aber da macht die Mama auch schon bald Feuer! Ein Klo gibt es hier nicht und Toilettenpapier benutzen auch nur die Touristen. Mitten in der Nacht bekomme ich mal wieder schrecklichen Durchfall - man geht ein paar Schritte in den Wald und nutzt den Schnee zum reinigen.
Es ist ein schöner Tag mit herrlichem Sonnenschein. Morgens werden die Yaks gemolken. Am Vorabend sind sie noch zusammengetrieben worden und die Kälbchen wurden angebunden, damit die Kühe am Morgen Milch geben können. Die Yaks sind eigentlich nur etwas kleinere Kühe mit einem dichten zotteligen und langen Fell und ganz kleinen Zitzen.



Mende schickt mich auf eine Wanderung im angrenzenden Naturpark. 3 Stunden wandere ich auf ca. 1800 m durch das Hochtal am Fluss entlang. Ich bekomme vom Schnee nasse Füße und natürlich Blasen - und mir wird gut warm! Aber es ist eine herrliche Landschaft, ich kann den Fluss unterm Eis gluckern hören. Wollte ich nicht mal Trapper werden??? In den Wäldern hier gibt es Wildschweine, Füchse und Wölfe - und im Fluss vermutlich herrliche Fische. Auf jeden Fall hängt in der Jurte eine Angel. Das hier wäre auch etwas für Mutz - man kann unendlich weit laufen! Ich habe allerdings nur 8 km geschafft laut Navi.


Unterwegs überholt mich ein Reiter im gestreckten Galopp - scheint Reiter und Pferd Spaß zu machen! An einer Furt darf das Pferd kurz trinken, dann geht es schon wieder weiter. Groß sind die Pferde wirklich nicht, dafür aber umso schneller.
Die Familie ist beim Zelt geblieben - die Frau versorgt die Milch, setzt Joghurt an, hält das Feuer am brennen, die Männer sorgen für Brennholz. Man kann es mit dem Motorrad oder mit dem Pferd holen, oder einfach ein paar Meter hinterm Zelt. Der Herr des Hauses geht gelegentlich mal nach der Ziegenherde schauen, die Nachbarn kommen auf ein Schwätzchen zu Besuch, es gibt Tee und man wurschtelt so dahin. Ich sitze in der Sonne und genieße den Müßiggang. Unter der Lederhose trage ich eine leichte lange Unterhose. Diese Kombination hat sich super bewährt bei Kälte & Wind; sogar in der Sonne ist es nicht zu warm - lediglich auf meiner Wanderung ist mir damit etwas warm damit geworden.
Man sieht alle möglichen Viecher in diesen Ebenen - in großen oder kleinen Herden: Kamele, Pferde, Schafe, Ziegen, Kühe, Yaks. Aber außer Ziegen und Schafen laufen alle schön getrennt in ihren Herden.

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Irrungen im Schnee

Wir haben in einem völlig überheizten Zimmer mit 6 Betten genächtigt - allerdings ohne weitere Mitbewohner. Zum Schlafen war es mir zu warm.
Auch Mende scheint etwas neben der Spur zu sein, auf jeden Fall findet er wohl nicht die richtige Piste. Er sucht lange umher, fährt viel zu weit nach Osten und im Kreis. Zugegeben, es hat Nebel, die Wolken hängen sehr tief, die Sonne ist nicht zu sehen und es schneit. Es ist schwer, die Orientierung zu behalten. Trotzdem glaubt er mir erst nicht, als ich im mehrfach Karte, Navi und Sonne zeige, bis er überraschenderweise ganz beiläufig nach Westen umschwenkt. Mein Navi liegt zufällig so dass Mende es sehen kann - und plötzlich hält er sich sogar sklavisch an die vom Navi gezeigte Luftlinie. Aber zur Sicherheit fragt er dreimal beim "Nomaden-GPS" nach dem richtigen Weg. Irgendwann sind wir wieder auf Kurs und dann lassen wir alle Siedlungen wieder links liegen.

In der Steppe wimmelt es nur so von Mäusen; sie sind nur etwa 1/5 so groß wie die Murmeltiere in der Geierschlucht. Dafür pfeifen sie auch eine Quint höher. Von diesen Mäusemassen können natürlich viele Falken satt werden - für die ist hier ein Schlaraffenland! Erst am Nachmittag klart es auf - später schmilzt dann sogar teilweise der Schnee, so dass der Weg oft ganz matschig wird. Einige Schlammladungen bis auf Windschutzscheibenhöhe fangen wir uns ein!
Wasserdurchfahrt! Immer öfter. Wir sind im Orchontal. Es ist schwierig zu fahren. Und die Flußdurchfahrten werden immer mehr, länger und tiefer. Aber sogar einige Motorräder scheinen das ohne große Schwierigkeiten zu meistern.


In einer Ortschaft besuchen wir Freunden von Mende in deren Haus. Die Mutter und eine etwa 12-jährige Tochter sind da. Es gibt kleine mit Fleisch gefüllte Teigtaschen und heiße Milch, die eine leichte Teefärbung zeigt und sogar gesalzen ist. Sehr gewöhnungsbedürftig. Aber noch ungewöhnlicher ist das "Teegebäck": es besteht aus fester Butter, Sauermilchmakronen und wenigen "richtigen" Keksen. Wir warten, bis die Kleine, ein 6-jähriges Mädchen aus der Schule kommt. Sie hat ein sehr hübsches Kleidchen an, das sie aber sofort auszieht, um es zu schonen. Dann brechen wir auf - die Mutter kommt mit zum Ger. Jetzt herrscht ist fröhliches Geplapper im Auto.



 Unterwegs gibt es einen herrlichen Wasserfall zu bestaunen - er ist ziemlich groß und zu mehr als der Hälfte schon eingefroren; ebenso das Sammelbecken am Fuße. Die Sonnen scheint flach über die Ebene und ein paar wenige Baumwipfel strahlen golden in ihrem Licht. Alles ist sooo weit - herrlich! Ich fühle mich ein wenig wie in Alaska oder Kanada - aber das werde ich ja erst nächstes Jahr kennenlernen. Hier sehe ich die ersten Yaks. Mende hält aber nicht an zum fotografieren, im Camp gibt es angeblich viel mehr und schönere. Als wir dort ankommen, sind allerdings weit und breit keine zu sehen. Morgen ist laut Mende Wander- bzw. Pausentag.

Dienstag, 16. Oktober 2012

Aas und Klöster

Die Nacht im Ger war angenehm - mit meinen beiden Schlafsäcken ist es dennoch gegen Morgen frisch geworden. Die Landschaft wechselt sehr schnell - wenn ich mal 10 min döse ist plötzlich alles anders. Geröllebene, Berge, Felsen, Grassteppe, Gebüsch… wechseln sich lebhaft ab. Ebenso wechseln Kamel- und Pferdeherden, manchmal eine Schaf- und Ziegenherde.
Bei einem toten Kamel hockt eine Horde Geier im "Restaurant zum Geier"! Fotografieren lassen mögen sie sich aber nicht; sobald ich näher komme, fliegen sie fort. Wie lange das Vieh wohl schon tot ist? Obwohl das Fleisch schon herausgerissen ist, sind Bauch und Höcker nicht eingefallen. Die Haut ist ledern und scheint sehr steif zu sein. Kurz darauf sehen wir 2 Geier auf der Lauer sitzen. Sie beobachten 2 einzelneLämmchen. Mende macht am nächstgelegenen Ger Meldung und erklärt dem Hausherrn die genaue Lage - vielleicht kann der Hirte seine Schäflein ja noch retten?

Bayanzag - es gibt herrliche rote Felsen zu sehen. Als ich nach den hier zu findenden Saurierausgrabungen frage, deutet Mende nach Norden; die liegen noch vor uns. Wir fahren durch ein weites, sehr feuchtes Areal mit Büschen, rotem Sand, einer Menge Kamelen und einem langen Zaun. Mende fährt leider stolz daran vorbei - ich dachte die ganze Zeit, er fährt nur zum interessantesten Ausgrabungsort. Hab mich wohl getäuscht - schließlich sind wir ja in Eile.

Bald haben wir wieder Schnee und Frost. Mitten in der Wüste tauchen auf einmal ein paar lange Tische auf. Frauen haben dort schöne und seltene Steine zum Verkauf ausgelegt, einige Kinder spielen nebenbei. Die Steine sind natürlich ungeschliffen - meist sind es Drusen, die von außen wie Kartoffeln aussehen und innen quarzglitzernde Hohlräume besitzen.

 Wir steuern auf 2000 m Höhe ein Kloster an, das die Russen im letzten Jahrhundert zerbombt haben. Das Mauerwerk besteht aus quaderförmig gebackenem Kies und Sand - wenn man daran reibt, bröselt der Sand. Es gäbe am Rand des Klosters ein Camp, aber 10000 MNT (ca. 6€) für ein kaltes Zimmer sind Mende zu viel.

Montag, 15. Oktober 2012

Geierschlucht

Mende hatte in Dalanzangad ein Hotel gesucht. Das erste Hotel habe ich wegen zu hoher Kosten abgelehnt; das Günstigere hatte eine einfache aber große Suite für uns - immerhin 2 Zimmer und ein eigenes Bad! Allerdings hat die Dusche nicht wirklich funktioniert. Gegessen haben wir in einem edleren Hotel - ich habe mir ein Lammcurry für 9000 MNT (ca. 6 €) gegönnt.

Die Tour hat uns heute zur Geierschlucht geführt - Mende hat am Parkplatz im Nationalpark gewartet. Ich bin solange sehr gemütlich zur Schlucht spaziert. Ich habe mir für Hin- und Rückweg 2 h Zeit gelassen und die Natur und die Tiere genossen. Adler habe ich zwar keine gesehen, dafür aber Tausende der mongolischen Wüstenmäuse, die ca. 20-30 cm groß sind. Der Fußweg folgte einem Bachlauf, den er häufig kreuzte. Stellenweise war der Bach schon zugefroren. Von den steilen Felswänden stürzten sich einige eingefrorene Wasserfälle - keine Ahnung, wo all das Wasser auf 2500 m Höhe in der Wüste herkommen soll. Aber vielleicht sind die Wasserfälle ja auch schon seit tausenden von Jahren eingefroren…?





















Mende nimmt den Weg durch die Berge Richtung Westen. Die Schlucht wird immer enger, oft denke ich, es geht nicht mehr weiter. Aber Mende ist sich sicher - selbst als die Felsen so eng sind, dass wir mit einem Kotflügel hängen bleiben. Später erfahre ich, dass Bati, der Besitzer des Reiseunternehmens, seine Fahrer anweist, immer diesen Weg zu nehmen, weil es die Touristen so beeindruckt. Wieder aus den Bergen draußen auf der Ebene herrscht Schneetreiben. Mende verfährt sich ein- oder zweimal, aber nicht allzu weit. Die Landschaft wechselt ständig zwischen Hügeln, Ebenen, Bachläufen, Steinen und Steppe.
In Khongor ist Sandsturm. Wir besichtigen einen großen Dünenzug am Rande der Gobi. Mende fragt mich, ob wir zelten sollen? Ja natürlich! Aber er hat wohl ein Nomadenzelt gemeint. Die Touristencamps haben schon geschlossen und wir müssen lange nach einer Bleibe fragen. Schließlich richtet uns ein Mann doch noch eine Jurte ein. Nebenan liegen sogar noch ein paar Reitkamele herum. Ein paar weitere Touristen, die sich noch dazugesellen, nutzen diese für einen Ritt in die Dünen.
Ich erstelle die Theorie, dass hier in "dicht bewohnten Gebieten" ca. alle 4 km eine Jurte zu finden ist. Alle sind mit einem kleinen Solarpanel, einer Satellitenschüssel und einem Moped ausgerüstet, vor mancher Haustür steht auch noch ein Auto.

Sonntag, 14. Oktober 2012

Die erste Jurte

Es war wirklich saukalt heute Nacht. Trotz 2 Schlafsäcken und einer Decke habe ich am Anfang nur gezittert. Das Bett war hart - hat wohl nur aus ungleich hohen Brettern und 2 darübergelegten Decken bestanden. Als mir irgendwann warm war, habe ich dennoch ganz gut geschlafen. Am Morgen war die Wasserflasche meines Fahrers, die er im Auto gelassen hatte, eingefroren!





















Wir fahren zu den "roten Felsen", um die ich kurz herumspaziere, dann geht's gleich weiter Richtung Geierschlucht. Mende läßt's krachen - eine ursprünglich geplante Übernachtung haben wir einfach ausgelassen. Alle Straßen sind Pisten - in mehr oder weniger gutem Zustand. Je später der Tag, umso flotter Mendes Fahrstil - ein verkappter Rallyefahrer?
Die Tage verlaufen ziemlich stumm, denn seine Englischkenntnisse sind annähernd null. Was soll's, ich gewöhne mich daran, gefahren zu werden und genieße die Fahrt. Manchmal gibt es sehr tiefe Gräben oder Bergkuppen, wo Mende aussteigen und nach dem Weg schauen muss - da bin ich froh, dass ich nicht fahren muss…

Samstag, 13. Oktober 2012

Los geht's


Um 8 Uhr soll Aufbruch in Ulan Bator sein - ok, das paßt mir. Bati, der Reiseveranstalter, verabschiedet mich und übergibt mich in Mendes Hände - der ist mein Fahrer. Mit dem geräumigen Landcruiser kämpfen wir uns erst mal aus der Stadt. Der Verkehr ist schlimm und auch die Schlaglöcher im Asphalt haben ungeahnte Ausmaße. Wir holen bei Mende zu Hause erst noch den vergessenen Wasserkanister ab und treffen uns dann mit einem anderen Fahrer, der einen weiteren Schlafsack mitbringt.
Außerhalb der Stadt gibt es ein Wegmal - später werden wir noch vielen davon begegnen. Mende geht 3 mal im Uhrzeigersinn herum und wirft ein paar Steinchen auf den Haufen. Wir warten noch auf ein weiteres Auto, mit dem wir zusammen fahren sollen. Allerdings verlieren wir dieses recht bald aus den Augen, als wir auf der Piste sind.
Mende läßt mich nicht fahren; vielleicht morgen? Wir fahren eine ganz passable Piste durch die Steppe. Mende fährt vorsichtig und umrundet alle Löcher. Wir begegnen immer wieder Herden von Ziegen und Schafen oder Pferden. Ja sogar 2 Adler haben wir gesehen! Mende hat mich zu einer Jurte gebracht, an der gerade geschlachtet wurde. Ein paar Familien sind zusammengekommen und haben ca. 10 Ziegen und Schafe geschlachtet. Wir schauen eine Zeitlang zu, wie sie verarbeitet werden; es wird wirklich alles verwertet: Fell, Knochen, der Kopf (die Augen werden als Delikatesse gekocht) und alle Innereien. Die Därme und Mägen werden geleert und gereinigt - allerdings alles ohne Wasser! Sie werden nur ausgewischt und ausgeklopft.
Wir fahren bis ca. 14 Uhr, dann halten wir an einer Jurte. Hier ist wohl Übernachtung angesagt. Mende muss ein Radlager wechseln, währenddessen gehe ich spazieren. Ich bin ca. 2 h unterwegs und schaue mir die nahen Berge und Felsen aus der Nähe an.
Am Abend bekomme ich Essen: Nudeln, Kartoffeln, Gemüse und ein wenig Fleisch. Mende hat es vermutlich von der Hausmutter kochen lassen. Die Einheimischen essen etwas anderes - ich bin nicht sicher, ob ich das gemocht hätte. Am Nachmittag saßen wir mit der Familie und einem ganzen Kleinbus voll anderer Mongolen zusammen in der kleineren der beiden Jurten. Es wurden Tee, Sauermilch und Kekse gereicht; die Kekse bestanden aber aus reinem Fett.
Hier wird aus Milch - egal von welchem gerade verfügbaren Tier - alles hergestellt. Meist ohne Würzung (Salz oder Zucker) werden  daraus Joghurt, Sauermilch, Butter, Käse oder muschelförmige "Leckereien" hergestellt.
Am Abend "unterhalten" wir uns über die geplante Route - Mende meint wohl, ich hätte mir etwas zu viel vorgenommen für die paar Tage. Die Unterhaltung ist allerdings extrem schwierig, da Mende eigentlich kein Englisch versteht, wie es angekündigt war. Er ruft seine Schwester per Handy an, um beim übersetzen zu helfen. Ich stimme dann zu, das letzte Stück der Tour, nördlich von Ulan Bator (kurz UB genannt) abzukürzen.

Freitag, 12. Oktober 2012

Eine Dienstreise...

...um einen Vortrag in der Mongolei zu halten? Über Prozessentwicklung und Zertifizierung.
Mein Schulfreund Stefan hatte die Idee - schon ein verlockendes Angebot. Insbesondere wenn ich damit einen Urlaub verbinden kann.
Ich überlege hin und her, wie ich in der Mongolei an ein Auto kommen kann. Autos werden dort nur mit Fahrer vermietet für ca. 90 € pro Tag. Ohne Fahrer, falls das überhaupt möglich ist, lägen die Kosten bei ca. 150 € pro Tag! Eine Tour mit Motorrad ist zwar prinzipiell möglich, aber wohl nicht mehr um diese Jahreszeit - zu kalt....
...und mit diesem Kahn geht's dann los: