Samstag, 13. Oktober 2012

Los geht's


Um 8 Uhr soll Aufbruch in Ulan Bator sein - ok, das paßt mir. Bati, der Reiseveranstalter, verabschiedet mich und übergibt mich in Mendes Hände - der ist mein Fahrer. Mit dem geräumigen Landcruiser kämpfen wir uns erst mal aus der Stadt. Der Verkehr ist schlimm und auch die Schlaglöcher im Asphalt haben ungeahnte Ausmaße. Wir holen bei Mende zu Hause erst noch den vergessenen Wasserkanister ab und treffen uns dann mit einem anderen Fahrer, der einen weiteren Schlafsack mitbringt.
Außerhalb der Stadt gibt es ein Wegmal - später werden wir noch vielen davon begegnen. Mende geht 3 mal im Uhrzeigersinn herum und wirft ein paar Steinchen auf den Haufen. Wir warten noch auf ein weiteres Auto, mit dem wir zusammen fahren sollen. Allerdings verlieren wir dieses recht bald aus den Augen, als wir auf der Piste sind.
Mende läßt mich nicht fahren; vielleicht morgen? Wir fahren eine ganz passable Piste durch die Steppe. Mende fährt vorsichtig und umrundet alle Löcher. Wir begegnen immer wieder Herden von Ziegen und Schafen oder Pferden. Ja sogar 2 Adler haben wir gesehen! Mende hat mich zu einer Jurte gebracht, an der gerade geschlachtet wurde. Ein paar Familien sind zusammengekommen und haben ca. 10 Ziegen und Schafe geschlachtet. Wir schauen eine Zeitlang zu, wie sie verarbeitet werden; es wird wirklich alles verwertet: Fell, Knochen, der Kopf (die Augen werden als Delikatesse gekocht) und alle Innereien. Die Därme und Mägen werden geleert und gereinigt - allerdings alles ohne Wasser! Sie werden nur ausgewischt und ausgeklopft.
Wir fahren bis ca. 14 Uhr, dann halten wir an einer Jurte. Hier ist wohl Übernachtung angesagt. Mende muss ein Radlager wechseln, währenddessen gehe ich spazieren. Ich bin ca. 2 h unterwegs und schaue mir die nahen Berge und Felsen aus der Nähe an.
Am Abend bekomme ich Essen: Nudeln, Kartoffeln, Gemüse und ein wenig Fleisch. Mende hat es vermutlich von der Hausmutter kochen lassen. Die Einheimischen essen etwas anderes - ich bin nicht sicher, ob ich das gemocht hätte. Am Nachmittag saßen wir mit der Familie und einem ganzen Kleinbus voll anderer Mongolen zusammen in der kleineren der beiden Jurten. Es wurden Tee, Sauermilch und Kekse gereicht; die Kekse bestanden aber aus reinem Fett.
Hier wird aus Milch - egal von welchem gerade verfügbaren Tier - alles hergestellt. Meist ohne Würzung (Salz oder Zucker) werden  daraus Joghurt, Sauermilch, Butter, Käse oder muschelförmige "Leckereien" hergestellt.
Am Abend "unterhalten" wir uns über die geplante Route - Mende meint wohl, ich hätte mir etwas zu viel vorgenommen für die paar Tage. Die Unterhaltung ist allerdings extrem schwierig, da Mende eigentlich kein Englisch versteht, wie es angekündigt war. Er ruft seine Schwester per Handy an, um beim übersetzen zu helfen. Ich stimme dann zu, das letzte Stück der Tour, nördlich von Ulan Bator (kurz UB genannt) abzukürzen.